Fünf Jahre Stolpersteinverlegung für Beatrice Ledermann

Foto: Antje Pohler

Zum fünften Jahrestag der Stolpersteinverlegung für Beatrice Ledermann möchten wir, die Projektgruppe „Stolpersteine“ des Lübbenauer Paul-Fahlisch-Gymnasiums, uns herzlich bei unseren Helfern bedanken. Ohne die Unterstützung jedes Einzelnen wäre ein solches Unterfangen vermutlich nicht möglich gewesen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, an Beatrice Ledermann zu erinnern und dem Vergessen entgegenzuwirken. Um den Opfern der NS-Zeit ein Gesicht zu verleihen, beschäftigten wir uns bereits in der Vergangenheit insbesondere mit dem Schicksal der jüdischen Geschäftsfrau. Dank Zeitzeugen, Forschungen und Quellenstudien ist es uns gelungen, verschiedene Informationen über ihr Leben zu sammeln und für, von uns organisierte, Aufrufe und Präsentationen aufzubereiten und somit das öffentliche Interesse an dieser komplexen Thematik zu wecken. Mithilfe zahlreicher Spender konnten wir schließlich die Verlegung des Stolpersteins für Beatrice Ledermann durch Herrn Gunter Demnig am 23. März 2015 um 15 Uhr in der Ehm-Welk-Straße 33 in Lübbenau vornehmen.

Foto: Matti Neuber

Beatrice Ledermann wurde am 21.8.1866 in Groß Warthenberg als Tochter von Siegfried und Emilie Ledermann geboren. Unbekannt ist, wann und unter welchen Umständen ihre Übersiedlung nach Lübbenau erfolgte. Wahrscheinlich kaufte sie am 15. April 1921 ein Haus in der Lübbenauer Hauptstraße 33, in dem sie mit ihrer Schwester, Anna Ledermann, zusammenlebte. In den 1910er und 1920er-Jahren betrieb die kinderlose und unverheiratete Beatrice Ledermann das Konfektionsgeschäft „Geschwister Friedensohn“ in der Lübbenauer Hauptstraße 10. Auch sie gehörte zu den nach der Machtübernahmen der Nationalsozialisten 1933 Verfolgten des diktatorischen und menschenverachtenden Regimes und sollte aufgrund ihrer Religion wie alle anderen jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus der Gesellschaft ausgestoßen werden. Nachdem 1939 für Juden in Deutschland eine Kennkartenpflicht eingeführt wurde, erhielt ebenfalls Beatrice Ledermann am 16. Januar 1939 eine solche Kennkarte mit dazugehöriger Doppelkarte, mit der sie sich fortan ausweisen musste. Weiterhin musste sie den Zweitnamen Sara annehmen und, wie alle anderen Juden auch, den Judenstern äußerlich erkennbar tragen. Wenn sie auf die Straße ging, verdeckte sie diesen aus Scham immer mit ihren Taschen. So demütigte die nationalsozialistische Diktatur eine erfolgreiche Lübbenauer Geschäftsfrau.

Kennkarte für Beatrice Ledermann
(BLHA, Rep. 8, Stadt Lübbenau Nr. 252, Bl. 448)

Im November 1942 erhielt auch Beatrice Ledermann, die mittlerweile 72 Jahre alt war, eine Aufforderung von den Behörden, sich für einen Transport bereit zu halten. Ihre Nichte, Ernestina Gallardo, die sich gerade zu Besuch in Lübbenau aufhielt, konnte die Deportation nach Theresienstadt verhindern. Beatrice Ledermann stand mit dem jüdischen Tierarzt Max Plessner in Kontakt, welcher neben ihr wohnte. Dieser hatte bereits am 22. August 1942 Suizid begangen. Beatrice Ledermann erhielt eine zweite Aufforderung, sich bei den Behörden zu melden. Kurz vor ihrer Deportation beging sie jedoch mithilfe einer Giftspritze Selbstmord, die sie zuvor von Max Plessner erhalten hatte. Am 27.November 1942 wurde sie tot in ihrem Haus aufgefunden. Ihre Sterbeurkunde weist als Todesursache „Selbstmord durch Vergiftung“ auf.

Nicht nur in Lübbenau, sondern in ganz Deutschland gibt es zahlreiche ähnliche Geschichten, die noch recherchiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen. Nur gemeinsam kann es uns gelingen, der Opfer des NS-Regimes zu gedenken und die dunkle Vergangenheit nicht aus unseren Köpfen zu verdrängen.

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